2024 sollte das große Jahr für die deutsche Halbleiterindustrie werden, da drei Unternehmen mit dem Bau neuer Chipfabriken beginnen wollten: Intel in Magdeburg, der taiwanesische Auftragsfertiger für Halbleiter TSMC plante eine Fabrik in Dresden und der US-amerikanische Halbleiter-Entwickler und Hersteller Wolfspeed einen Neubau im Saarland. Auch wenn zwei dieser Projekte auf Eis oder gar ad acta gelegt sind, wird die Diskussion um die Chancen der europäischen Chipindustrie, die Bedeutung unterschiedlicher Technologien und die Frage nach dem Für und Wider staatlicher Subventionen weiterhin leidenschaftlich geführt. Grund genug für die VDI/VDE-IT, die Thematik eingehend zu analysieren.
Gemeinsam mit dem Partner „Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung“ haben wir qualitativ und quantitativ untersucht, welche Potenziale mit der Intel-Ansiedlung verbunden gewesen wären: Welche regional- und volkswirtschaftlichen Effekte hätten erwartet werden können, welche Arbeitsmarkteffekte waren absehbar, unter welchen Bedingungen hätte sich ein neuer technologischer Kern bilden können, und hätte jemals mit einer „Refinanzierung“ der staatlichen Subventionen gerechnet werden können? Die Analyse zeigt, dass mit der Intel-Ansiedlung tatsächlich ein großes Potenzial verbunden gewesen wäre, das allerdings aktiv hätte entwickelt werden müssen.
Kontrastiert wurde die Untersuchung zu Intel in Magdeburg mit einer Studie zu den volkswirtschaftlichen und regionalökonomischen Wachstumseffekten des Halbleiterökosystems in Sachsen. Die Gesamtergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild und legen nahe, dass der Ausbau-Stopp des Halbleiterstandorts Dresden schwerer gewogen hätte als der Stopp des Baus eines „Leading Edge“-Halbleiterstandorts Magdeburg. Als „Leading Edge“ werden technologische Produkte bezeichnet, deren Produkteigenschaften so herausragend sind, dass es für Wettbewerber nur geringe Chancen gibt, diesen Technologievorsprung aufzuholen.
Dresden und Sachsen im Allgemeinen werden durch den Ausbau stark profitieren und das Netzwerk weiter ausbauen sowie auch als Standort weiterhin an Attraktivität dazugewinnen.
„Für die VDI/VDE-IT, die seit vielen Jahren ein wichtiger Partner in der Förderung der Mikroelektronik in Deutschland ist, sind die Ergebnisse ein Ansporn, auch zukünftig zu dieser Entwicklung beizutragen.“