Energie und Nachhaltigkeit

Fachkräfteaufbau und Dekarbonisierung für mehr Klimaschutz

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Nicht nur im Alltag gilt es, mehr Klimabewusstsein zu zeigen und alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Auch energieintensive Industriebranchen stehen vor der Herausforderung, mit klimafreundlichen Produktionsanlagen für weniger CO2-Ausstoß zu sorgen. Hierfür braucht es nicht nur Forschungswissen und Transferansätze, sondern auch Fachkräfte, die beispielsweise in der Batteriezellfertigung für mehr europäische Wettbewerbsfähigkeit im globalen Batterie-Ökosystem sorgen.

Foto: AdobeStock / ZETHA_WORK

Batterie-Kompetenz-Trios: Regionale Cluster arbeiten mit Bildungsträgern gemeinsam am Fachkräfteaufbau

Angesichts des Klimawandels ist die Dekarbonisierung des Verkehrssektors aktuell und auch zukünftig eine große Herausforderung. Batterien spielen dabei eine Schlüsselrolle. Öffentliche Investitionen haben starke Anreize für den Aufbau eines Batterie-Ökosystems in Deutschland und Europa gesetzt. Zudem fördern sie die europäische Wettbewerbsfähigkeit, regen den Aufbau von Know-how an und sichern Lieferketten. Mit dem Wachstum der Branche muss allerdings auch die Anzahl qualifizierter Fachkräfte Schritt halten.

Innerhalb der Förderinitiative „Batteriezellfertigung Deutschland“ organisiert die VDI/VDE-IT für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Förderung sogenannter „Batterie-Kompetenz-Trios“. Diese Trios bestehen aus regionalen Clustern, Bildungsträgern sowie Forschungseinrichtungen und treiben die betriebliche Weiterbildung voran. So sollen Strategien für den Fachkräfteaufbau entwickelt, umgesetzt, evaluiert und verstetigt werden. Durch die regionale Vernetzung der Verbünde können Bedarfe der ansässigen Industrien, vor allem auch von kleinen und mittleren Unternehmen, gezielt einfließen.

Ein ganzes Ökosystem für die Batterieindustrie in Deutschland

Doch welche Kompetenzbedarfe bestehen für Beschäftigte in der Batteriezellfertigung? Welche regional spezifischen Anforderungen gibt es? Welche Zielgruppen müssen angesprochen und welche Angebote geschaffen werden? Diesen Fragen widmet sich in Berlin-Brandenburg das Vorhaben „Kompetenzaufbau für Batteriezellfertigung in der Hauptstadtregion“ (KOMBiH). Das Konsortium aus sechs Projektpartnern arbeitet gemeinsam mit Unternehmen der Region daran, Kompetenzbedarfe zu identifizieren und auf dieser Basis Qualifizierungsangebote zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Ziel ist es, Beschäftigte in Unternehmen der Hauptstadtregion, aber auch darüber hinaus, zur Batteriezellfertigung weiterzubilden und Angebote zu verstetigen.

„KOMBiH“ und weitere Förderprojekte sind Teil einer Ökosystemförderung, die das Team der VDI/VDE-IT für das BMWK umsetzt. Damit wird die Förderung von industriellen Großprojekten im Themenfeld Batteriezellfertigung unterstützend begleitet. Ziel ist es, Innovationen, Entwicklungen und Qualifizierungsmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette für wiederaufladbare elektrochemische Energiespeicher anzuregen.

Wissenschaftliche Begleitung der Fördermaßnahmen

Die Fachleute der VDI/VDE-IT setzen das Förderprogramm nicht nur um, sondern begleiten es auch wissenschaftlich. Ziel dabei ist es, den Erfolg der Förderung zu maximieren. Hierzu vernetzt das Team die Projekte mit Fachkreisen des Ökosystems, moderiert den Dialog und erstellt Analysen. Im Jahr 2023 wurde unter anderem eine Studie zur Fachkräftesituation in der Batterieindustrie in Deutschland veröffentlicht. Ein wichtiger Meilenstein für die Qualifizierungsverbünde war die konstituierende Sitzung eines „Nationalen Lenkungskreises für die berufliche Weiterbildung im Bereich der Batteriezellfertigung und der Batterie-Wertschöpfungskette“, die durch das Team der wissenschaftlichen Begleitung umgesetzt wurde.

Wilhelmine Kudernatsch

Dr. Wilhelmine Kudernatsch | Leiterin des Teilprojekts Ökosystemförderung in der Projektträgerschaft Batteriezellfertigung

Mit den geförderten Projekten arbeiten wir daran, den deutschen Fachkräftemarkt fit für die Zukunft in der Batteriezellfertigung zu machen. Der demografische Wandel, die Energiewende und natürlich auch der Strukturwandel der Automobilbranche sind Herausforderungen, denen wir mit der beruflichen Weiterqualifizierung von Fachkräften in der Batterieproduktion begegnen müssen.

Neuartiges Förderprogramm für grüne Zukunftstechnologien: Klimaschutzverträge

Das Förderprogramm Klimaschutzverträge des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt Unternehmen energieintensiver Industriebranchen wie zum Beispiel der Stahl-, Zement-, Papier- oder Glasindustrie, dabei, klimafreundliche Produktionsanlagen zu errichten und zu betreiben. Als Anstoßfinanzierung sollen Klimaschutzverträge Preisrisiken reduzieren und die Mehrkosten ausgleichen, die Unternehmen aktuell noch von Investitionen in transformative Anlagen abhalten.

Die Förderung soll dabei besonders bürokratiearm umgesetzt werden. Das BMWK setzt daher auf ein Auktionsverfahren als neuen Fördermechanismus: Klimaschutzverträge werden mit Unternehmen getroffen, die sich in einem Gebotswettbewerb durchsetzen. Die Bieter geben dabei einen Gebotspreis pro vermiedener Tonne CO2 an, basierend auf den Kosten von Errichtung und Betrieb einer transformativen im Vergleich zur konventionellen Anlage. Wer dabei am kostengünstigsten plant, erhält eine Förderung seiner Differenzkosten und hat drei Jahre Zeit, die klimafreundliche Anlage zu bauen.

Sobald die grüne Produktion günstiger erfolgt als die konventionelle, kehrt sich das durch den Klimaschutzvertrag begründete Zahlungsverhältnis um: Mehreinnahmen der geförderten Unternehmen fließen dann an den Staat zurück, wodurch unter dem Strich eine bedarfsgerechte staatliche Förderung sichergestellt wird.

Deutsche Klimaschutzverträge im internationalen Trend zu grünen Subventionsprogrammen

Die deutschen Klimaschutzverträge fördern nicht einzelne grüne Energieträger, sondern gleichen aktuelle Kostennachteile aus und führen so zu einer vorhersehbaren Kostenstruktur für die Produktionsplanung. Dies soll Industrieunternehmen dazu motivieren, in klimafreundliche Produktionstechnologien zu investieren. Die Maßnahmen zielen darauf ab, grüne Leitmärkte zu etablieren und den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur voranzutreiben. Dies wird langfristig die Kosten für klimafreundliche Produktion senken, so dass diese ohne staatliche Unterstützung wettbewerbsfähig sein wird. Deutschland geht mit seinen Klimaschutzverträgen also einen großen Schritt in die Zukunft des Umweltschutzes.

Im Sommer 2023 lief das vorbereitende Verfahren für das Förderprogramm. Es diente dazu, Informationen zu sammeln, um das anschließende Gebotsverfahrens zu gestalten. Die erste Gebotsrunde für die Klimaschutzverträge ist im Frühjahr 2024 gestartet.

Auftraggeber für die Klimaschutzverträge ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Dabei wird das Ministerium von einem Projektträger-Konsortium um den Projektträger Jülich begleitet. Neben der VDI/VDE-IT sind die Unternehmensberatung Deloitte und die Anwaltskanzlei CMS beteiligt.

So funktionieren die Klimaschutzverträge

Das Förderprogramm ist privatwirtschaftlichen Hedging-Verträgen nachempfunden und sichert Industrieunternehmen gegen Preisrisiken (beispielsweise von Wasserstoff und CO2) ab.

Klimaschutzverträge: Kurz erklärt.
Film: VDI/VDE-IT

Annette Randhahn

Annette Randhahn | Stellvertretende Projektleiterin

Durch die Klimaschutzverträge fließen die Mittel dorthin, wo sie für die grüne Transformation der Industrie den größten Nutzen bringen. Einerseits durch die geförderten Produktionsanlagen selbst. Andererseits durch neues Wissen und neue Infrastrukturen, die weiteren Unternehmen den kostengünstigen Umstieg auf klimafreundliche Technologien ermöglichen.

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Ein recyclingfähiger Naturfaser-Polymergips-Verbund „made in Baden-Württemberg“ ermöglicht die Transformation des Bausektors durch den Einsatz klima- und ressourcenfreundlicher Leichtbaumaterialien auf Basis von Pflanzenmaterial aus nachhaltiger Landwirtschaft.

Nachhaltiges Wirtschaften in Baden-Württemberg

Bis zum erfolgreichen Einsatz neuer Technologien und Verfahren zur Produktion umweltfreundlicher Produkte gehen Unternehmen viele Risiken ein und brauchen einen langen Atem. Die „Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg“ setzt hier an: Mit gezielter Förderung sollen der nötige Strukturwandel beschleunigt und Forschungs- und Entwicklungsergebnisse noch schneller in die praktische Umsetzung gebracht werden. Baden-Württemberg möchte so seine Position als Leitregion für biobasiertes und kreislauforientiertes Wirtschaften weiter stärken.

Ein Beispiel für vielversprechende Möglichkeiten durch nachhaltige bio-basierte Materialien ist das geförderte Verbundvorhaben „ERNA“. Vom Projektteam wurde ein neuartiger Naturfaser-Polymergips auf Basis regional verfügbarer Fasern aus Pflanzenmaterial (Hanf, Flachs, Viskose aus Seitenströmen) aus dem Labor- in den Industriemaßstab gehoben. Vorteil des Einsatzes solcher Fasern ist ein resultierender hoher Leichtbaugrad. Nachhaltige Leichtbaumaterialien und Herstellungsprozesse für eine Massenanwendung im Bauwesen fehlen derzeit noch am Markt. Deshalb wurde parallel dazu ein automatisiertes Verfahren zur Produktion von hybriden, nicht brennbaren Faserverbundstrukturen für den Einsatz als Leichtbauelemente entwickelt. Das Verbundvorhaben um vier kleine und mittlere Unternehmen und eine Forschungseinrichtung treibt somit die Dekarbonisierung des Bausektors durch den Einsatz klimafreundlicher und biobasierter Leichtbaumaterialien voran. Darüber hinaus begünstigt es eine nachhaltigere Landwirtschaft durch den Einsatz weniger anspruchsvoller Kulturpflanzen.

Das Förderprogramm „Bioökonomie Innovations- und Investitionsprogramm für den Ländlichen Raum“ (BIPL BW) begleiten wir als Projektträger für das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR). Im Rahmen zweier Förderlinien werden zum einen unternehmensgeführte Entwicklungsvorhaben im Bereich der Bioökonomie, zum anderen Investitionsvorhaben in neuartige Anlagen gefördert. Der Fokus liegt dabei auf dem beschleunigten Transfer von Wissenschaftsergebnissen in die wirtschaftliche Anwendung. Die Geschäftsstelle Stuttgart und der Bereich Innovation und Kooperation aus Berlin arbeiten hier eng zusammen, um die Programme erfolgreich umzusetzen. Bislang wurden in Baden-Württemberg 134 Einzelvorhaben aus 58 Verbundvorhaben gefördert.

Dr. Jonathan Stefanowski

Dr. Jonathan Stefanowski | Projektmitarbeiter

Mit dem Bioökonomie-Programm gestalten wir eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaft in Baden-Württemberg. Die Unternehmen zeigen mit ihren vielfältigen Ansätzen, dass eine starke Wirtschaft und der Schutz natürlicher Ressourcen kein Widerspruch sind.

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