Gesundheit

Wissenschaft und Praxis zusammenbringen für eine gute Gesundheit

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Von der Gesundheitsforschung über die Lebenswissenschaften bis hin zur nachhaltigen Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Deutschland reicht das Themenspektrum, mit dem sich unsere Gesundheitsfachleute beschäftigen. Zuletzt im Fokus standen dabei zum einen die Gesundheitsversorgung in Form des ÖGD und zum anderen der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks für mehr Alternativen zum Tierversuch in der Wissenschaft.

viele Besucher schauen sich einen Vortrag an

Im Herbst 2023 kam in Berlin das Bundesnetzwerk für Alternativen zum Tierversuch zum ersten Mal zusammen.
Foto: BMBF/Laurin Schmid/bundesfoto

Tierversuche reduzieren: Starkes Netzwerk beflügelt 3R-Forschung

Forschungsgemeinschaften bestehen zumeist aus verschiedenen, unabhängig voneinander agierenden Akteuren aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Interessensverbänden. Leicht vorstellbar, dass ein intensiver Austausch und Wissenstransfer innerhalb der Gemeinschaft die Forschung beschleunigen und deren Ergebnisse verbessern würde. So die strategischen Überlegungen in der VDI/VDE-IT zur Ausgestaltung der nationalen Vernetzungsinitiative „Bundesnetzwerk 3R“ im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Projektträgerschaft Lebenswissenschaften.

Nach dem 3R-Prinzip, welches auf die Wissenschaftler William Russell und Rex Burch zurückgeht, gibt es zahlreiche Bemühungen, Tierversuche, wenn möglich, vollständig zu ersetzen (replace), die Anzahl der verwendeten Tiere für Versuche zu reduzieren (reduce) oder die Versuchsbedingungen für Versuchstiere zu verbessern (refine). Die VDI/VDE-IT unterstützt in der Forschungsförderung zum Thema „Alternativmethoden für Tierversuche“ die 3R-Forschenden dabei, entsprechende Ansätze zu entwickeln und zu implementieren.

Von der Theorie in die Praxis

Handlungsbedarf besteht insbesondere beim nachhaltigen Überführen neuer Methoden in die Praxis: Eine Bedarfsanalyse in der Forschungsgemeinschaft zeigte die mangelnde Vernetzung der verschiedenen Akteurinnen und Akteure. So entstand die Idee des „Bundesnetzwerks 3R“, das die VDI/VDE-IT im Auftrag des BMBF konzipiert und schließlich in die Tat umgesetzt hat. Die Mission: Austausch- und Begegnungsmöglichkeiten zwischen den unterschiedlichen Disziplinen und Akteuren ermöglichen und dabei eine starke fachliches Netzwerk aufbauen, das gemeinsam die 3R-Forschung und deren Transfer in die Praxis vorantreibt.

Das Bundesnetzwerk 3R bringt die Akteure über verschiedene Netzwerk- und Fachveranstaltungen zusammen und präsentiert sich auf Tagungen und Messen. Auf der begleitenden digitalen Plattform Bundesnetzwerk-3R.de wächst eine interaktive Landkarte der 3R-Forschungslandschaft in Deutschland. Registrierte Mitglieder finden dort Details zu Forschungs- und Themenschwerpunkten sowie Kontaktdaten der Expertinnen und Experten aus dem 3R-Umfeld. Durch den intensiveren Austausch innerhalb der 3R-Community beflügelt das Team der VDI/VDE-IT die 3R-Forschung und trägt so zur Implementierung von Alternativmethoden bei.

Dr. Sandra Paschkowsky

Dr. Sandra Paschkowsky | Fachliche Beraterin

Mit dem Bundesnetzwerk 3R unterstützen wir das BMBF dabei, die verschiedenen Akteure aus Wissenschaft, Industrie und Politik in einem starken 3R-Netzwerk zusammenzuführen. Bessere Vernetzungsmöglichkeiten und erleichterter Wissenstransfer – das sind unsere Beiträge zu einer beschleunigten Erforschung von 3R-Methoden. Immer mit dem Ziel, Tierversuche zu reduzieren und die Forschung insgesamt voranzubringen.

ein Arzt der in der linken Hand ein Tablet in der Hand hält und mit der rechten den Laptop bedient

Foto: AdobeStock/Nuttapong punna

Digitalisierung und Nähe zur Wissenschaft: Der Öffentliche Gesundheitsdienst stärkt seine Position im Gesundheitssystem

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) versteht sich als dritte Säule der Gesundheitsversorgung in Deutschland, neben dem ambulanten Sektor und der stationären Versorgung. Der ÖGD arbeitet gemeinwohlorientiert und verfolgt keine kommerziellen Interessen. Anders als im stationären und ambulanten Sektor sind die Leistungen des ÖGD nicht individualmedizinisch ausgerichtet, sondern vorrangig bevölkerungsbezogen: Auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene nehmen multiprofessionelle Teams hoheitliche Aufgaben – beispielsweise zum Infektionsschutz – wahr. Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung sind weitere Arbeitsschwerpunkte. Mit Angeboten zur Prävention, Beratung oder aufsuchenden Hilfen unterstützen sie in der Kommune die Gesunderhaltung der Bevölkerung.

Seit der weltweiten Corona-Pandemie nimmt das öffentliche und politische Interesse am ÖGD wieder zu, nachdem dieser Jahrzehnte lang ein Schattendasein im deutschen Gesundheitssystem führte. Über den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ stellt die Bundesregierung in den Jahren von 2020 bis 2026 bis zu 4 Milliarden Euro aus dem Förderprogramm der Europäischen Union „NextGenerationEU“ zur Verfügung. Diese Mittel sollen eingesetzt werden, um die Attraktivität des ÖGD zu steigern, ihn zu modernisieren und die Digitalisierung voranzubringen.

Ein breites Aufgabenspektrum für die öffentliche Gesundheitsfürsorge

Die Arbeit des ÖGD – Public Health-basiert zwischen Wissenschaft und Praxis – benötigt dringend eine breitere wissenschaftliche Grundlage. Dies ist unverzichtbar, um die Attraktivität und Leistungsfähigkeit der Einrichtungen zu steigern. Evidenzbasierung, Leitlinien oder Qualitätssicherung spielten bislang nur eine untergeordnete Rolle. Brückenprofessuren, Public-Health-Inhalte im Medizinstudium, Lehrstühle an medizinischen Fakultäten, Fachgesellschaften für Öffentliche Gesundheit und eine insgesamt engere Vernetzung des ÖGD mit der Wissenschaft und anderen Akteuren im Gesundheitswesen sind erste Schritte, um die ÖGD-Einrichtungen zu modernisieren und für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts fit zu machen.

Wissenschaftlichkeit, Vernetzung, Modernisierung: Ohne eine zeitgemäße Digitalisierung wird es nicht möglich sein, diese Ziele zu erreichen. Deshalb stehen im Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst bis zu 800 Milliarden Euro bereit, um die digitale Reife der ÖGD-Einrichtungen auf Ebene der Länder und Kommunen voranzubringen. Der größte Anteil fließt in ein Förderprogramm, das von der Fachgruppe Gesundheit in der VDI/VDE-IT im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit als Projektträger umgesetzt wird.

Förderprogramm bringt den Öffentlichen Gesundheitsdienst voran

Seit dem Jahr 2022 haben nahezu alle der 375 Gesundheitsämter in Deutschland sowie alle Bundesländer Projekte auf den Weg gebracht, mit denen sie den Grad ihrer Digitalisierung steigern. Kommunen entwickeln Digitalisierungsstrategien für den ÖGD, statten Arbeitsplätze mit moderner Hardware aus, und die Gesundheitsämter werden bürgernäher. Bürgerportale erleichtern die Kommunikation und bieten die Möglichkeit, Termine zu buchen oder Schulungen zu absolvieren. Informations- und Kommunikationsplattformen erleichtern die Vernetzung verschiedener ÖGD-Einrichtungen innerhalb eines Bundeslandes und können so die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung verbessern. Alle 16 Bundesländer beteiligen sich an einer Maßnahme, in der die Datenerfassung und -auswertung von Trinkwasseranalysen vereinheitlicht wird. Alle geförderten Vorhaben erfüllen hohe Ansprüche an IT-Sicherheit und Interoperabilität.

Diese Initiativen zeigen: Der Pakt für den ÖGD wirkt, denn die Akteure nutzen die Chance, ihre Vorstellungen von einem modernen Gesundheitswesen mit einem kompetenten und leistungsfähigen Öffentlichen Gesundheitsdienst umzusetzen. Für eine bedarfsgerechte und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Deutschland.

Dr. Eva Suhren

Dr. Eva Suhren, MPH | Seniorberaterin im Team Gesundheit

Der Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst hat einen Transformationsprozess angestoßen: Die Digitalisierung kommt voran, das Thema Öffentliche Gesundheit wird zunehmend in der Wissenschaft verankert und die Bedeutung des ÖGD für die Gesundheitsversorgung wird wieder deutlich.

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