Wissenschaft und Bildung

Bildungs- und Wissenschaftslandschaft im Wandel

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Lebenslanges Lernen ist eine der Grundvoraussetzungen, um sich in der heutigen Arbeitswelt sowie in der Gesellschaft aktiv einbringen zu können. Wie die Bildungs- und Wissenschaftsstrukturen aussehen und sich entwickeln können und sollen, ist Thema unserer Bildungsfachleute. Hierfür notwendige Innovationsprozesse gestalten sie mit Projektförderung, Studien, Analysen, wissenschaftlichen Berichten und Evaluationen.

eine Lehrerin die eine Frage in die Klasse gestellt hat. Alle Arme der Schüler sind gehoben

Das Tenure-Track-Programm richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine Lebenszeitprofessur anstreben.
Foto: AdobeStock/Armand B/peopleimages.com

971 neue Tenure-Track- Professuren für die deutsche Wissenschaft

Wie können deutsche Universitäten die besten Professorinnen und Professoren im internationalen Wettbewerb gewinnen? Indem sie mit dem Tenure Track einen neuen, planbaren Karriereweg für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schaffen, der sie nach der Promotion möglichst früh zur Professur auf Lebenszeit führt.

Genau dies wollen Bund und Länder mit dem Tenure-Track-Programm erreichen. Die VDI/VDE-IT unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit dem Jahr 2017 bei der Etablierung der Tenure-Track-Professur in Deutschland.

Wissenschaftliche Karriere wird planbar

Tenure Track bedeutet Klarheit, Transparenz und Planbarkeit für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Kurz nach der Promotion können sie sich auf einer Tenure-Track-Professur bis zu sechs Jahre lang für eine Lebenszeitprofessur qualifizieren. Somit sind sie zunächst einige Jahre befristet beschäftigt und gehen dann, wenn das Ergebnis ihrer Tenure-Evaluation positiv ist, direkt auf eine unbefristete Professur über. Für die Evaluation gelten klare und transparente Kriterien, die bereits bei Berufung auf die Tenure-Track-Professur festgelegt wurden. Die Zusage einer Lebenszeitprofessur bei positiver Evaluation ist verbindlich und besteht von Anfang an.

Mit insgesamt bis zu einer Milliarde Euro fördert das BMBF im Rahmen des „Bund-Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“ insgesamt 971 Tenure-Track-Professuren. In zwei Förderrunden in den Jahren 2017 und 2019 wurden 75 Universitäten und gleichgestellte Hochschulen in allen 16 Bundesländern zur Förderung ausgewählt. Bis 2023 konnten 97,1 Prozent der 1.000 bewilligten Professuren erfolgreich besetzt werden. Das Programm läuft bis zum Jahr 2032. Als Projektträger betreut die VDI/VDE-IT die geförderten Hochschulen fachlich und setzt die innovative Finanzierung der Tenure-Track-Professuren in Form einer Pauschale um.

Tenure Track bringt mehr Internationalität und mehr Chancengerechtigkeit

Als besondere Aufgabe erhebt und analysiert die VDI/VDE-IT Daten für das programmbegleitende Monitoring zur Tenure-Track-Professur in Deutschland. Sie belegen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland gewonnen werden konnten: Ein Viertel (25,2 Prozent) der 971 Tenure-Track-Professorinnen und -Professoren war zuvor im Ausland beschäftigt und ein Fünftel (20,4 Prozent) hatte keine deutsche Staatsangehörigkeit. Die Daten zeigen auch, dass mit der Tenure-Track-Professur eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit erreicht werden konnte: Der Anteil von Frauen an den 971 besetzten Professuren liegt bei 49,1 Prozent.

Die Ergebnisse des programmbegleitenden Monitorings werden alle drei Jahre in einem Bericht der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) veröffentlicht, der zuletzt 2023 erschienen ist.

Martin Hering

Dr. Martin Hering | Projektleiter

Die 971 neuen Tenure-Track-Professuren stehen für einen Strukturwandel im Wissenschaftssystem: Die Universitäten haben Satzungen, Gremien und Verfahren geschaffen, um einen neuen, attraktiven Karriereweg zu etablieren. Und sie haben einen Kulturwandel in Gang gesetzt – hin zu mehr Internationalität, Chancengerechtigkeit und früher Planungssicherheit.

eine Lehrerin schaut in die Kamera die Kinder sind im Hintergrund zusehen

„Mein Bildungsraum“ dokumentiert das lebenslange Lernen.
Foto: AdobeStock/CineLens/peopleimages.com

„Mein Bildungsraum“: Lernen und Lehren ein Leben lang

Stand heute existieren im digitalen Raum viele verschiedene Bildungsangebote, die nicht miteinander verknüpft sind. Lernende organisieren sich über mehrere Accounts hinweg und können nur umständlich Zeugnisse oder Zertifikate mit Bildungseinrichtungen teilen. „Mein Bildungsraum“ baut technische Hürden ab und schafft einen einheitlichen und sicheren Zugang zu allen digital gestützten Bildungsangeboten. Rund zweieinhalb Jahre nach Projektstart hat im Oktober 2023 die Testphase der Beta-Version von „Mein Bildungsraum“ begonnen.

„Mein Bildungsraum“ schafft die technischen Voraussetzungen, um individuelle Bildungswege zu fördern und eine nahtlose digitale Lernreise von der Grundschule bis ins hohe Alter zu ermöglichen.

Die Vorteile für Lehrende und Lernende auf einen Blick:

  • Vereinfachung: Einheitlicher Zugang (Single Sign-On) zu verschiedenen Bildungsangeboten und -plattformen
  • Orientierung: Bildungsinhalte über eine Suchfunktion einfach und zielsicher finden
  • Kollaboration: Institutionsübergreifende Zusammenarbeit über den Zugriff auf gemeinsame Strukturen
  • Sicherheit: Datenschutzkonforme Ablage von Bildungsnachweisen für die selbstsouveräne Verwaltung der eigenen Daten

Seit mehr als einem Jahr arbeiten verschiedene Entwicklungsteams daran, die technischen Bestandteile von „Mein Bildungsraum“ umzusetzen. Seit dem 10. Oktober 2023 können Testpersonen erste Funktionalitäten prüfen und ihre Eindrücke rückmelden. Im Verlauf der Beta-Testung wird der Kreis der Testenden sukzessive erweitert.

Neben der Entwicklung der technischen Basiskomponenten werden in dem Vorhaben rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte aus dem Bildungsbereich gefördert, die das Lernen der Zukunft aktiv gestalten und ihre Angebote an die Vernetzungsinfrastruktur anbinden. Die Vision ist ein bundesweiter, digitaler Bildungsraum. Er entsteht als Gemeinschaftsprojekt, in dem die Vernetzung aller Bildungsangebote zur gemeinsamen Weiterentwicklung führt.

Das Vorhaben ist 2021 unter dem Namen „Nationale Bildungsplattform“ an den Start gegangen und entsteht unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Es gehört zu den 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Das gemeinsame Projektbüro wird im Auftrag des Ministeriums getragen von uns als Projektträger und Capgemini Deutschland GmbH.

Wie „Mein Bildungsraum“ beispielsweise bei der Jobsuche helfen kann, zeigt Peter in diesem Video.

Film: VDI/VDE-IT

Dr. Veronika Rammert

Dr. Veronika Rammert | Projektleitung

Mit den Rückmeldungen der Testpersonen entwickeln wir ‚Mein Bildungsraum‘ kontinuierlich weiter. Die Anbindung weiterer Bildungspartner erfolgt parallel, um das Angebot und auch den Kreis der Nutzenden stetig zu erweitern. Im Anschluss können sich endlich alle registrieren und das Angebot nutzen.

Private Hochschulen im Trend

In Deutschland vollzieht sich eine wachsende Privatisierung hochschulischer Bildung. Private (nicht-staatliche) Hochschulen haben in den vergangenen 20 Jahren ein rapides Wachstum erfahren. Trotz ihrer steigenden Bedeutung wissen wir noch wenig über die Spezifika privater Hochschulen und ihrer Studierenden.

Das Projekt „TypeS“ analysiert erstmals empirisch, wer an privaten Hochschulen in Deutschland studiert, warum und wie. Langjährige Expertise in der Analyse hochschulischer Bildung trifft hierbei auf praxisnahes Verständnis privater Hochschulbildung. Denn die Europäische Fernhochschule Hamburg, selbst Teil des privaten Hochschulsystems, führt dieses Projekt in Kooperation mit der Hochschulforschungseinrichtung Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung durch.

In einer Kombination aus quantitativer Analyse von Studierenden an drei ausgewählten privaten Hochschulen und qualitativer biografischer Analyse (sogenanntes Mixed-Methods-Design) vergleichen die Projektverantwortlichen zunächst die spezifischen Merkmale privater und öffentlicher Hochschulen. Im Fokus steht dabei auch die Frage, wo es Gemeinsamkeiten zwischen privater und öffentlicher Hochschulbildung gibt. Das Ziel ist ein differenziertes Verständnis der privaten Hochschulbildung. Aspekte wie Vielfalt, individuelle Studienmotive, -ziele und -erfolge werden dabei betrachtet. Ebenso die Frage, ob der private und der öffentliche Hochschulsektor überhaupt zwei getrennte Systeme sind.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert im Rahmen des Förderschwerpunktes „Wissenschafts- und Hochschulforschung“ Projekte, die empirisches Wissen über das Hochschul- und Wissenschaftssystem generieren. So auch das Projekt „TypeS“, das von Beginn an von der VDIVDE-IT als Projektträger begleitet wird.

ein Mann der in einer Bibliothek arbeitet

KI verändert in einem rasanten Tempo, wie wir lernen und lehren. Eine spannende Spielwiese für die Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der Projektträgerschaft „Digitale Hochschulbildung“.
Foto: AdobeStock/ Jacob Lund

Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung

Die rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) verändern das Lernen und die Lehre an deutschen Hochschulen. Das zeigen auch die Themenschwerpunkte der Forschungsprojekte im Rahmen unserer Projektträgerschaft „Digitale Hochschulbildung“. Zwei vielversprechende Projekte bieten neue Möglichkeiten für Hochschulen, um KI gezielt in der Lehre einzusetzen.

Einen Lehrbaukasten für zukunftsweisende KI-Kompetenzen in den angewandten Wissenschaften entwickelt ein Team an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena im Projekt MoVeKI2EAH. Basierend auf einer KI-Kompetenzmatrix werden Studienangebote in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Gesundheit definiert, ein didaktisches Konzept für KI-Lehre etabliert und Lehreinheiten individuell anpassbar gestaltet. Zudem gibt es einen fächerübergreifenden Zertifikatskurs mit dem Titel „AI4ALL“ für die Studierenden in Jena.

Die Potenziale von KI in Industrie, Wirtschaft, Verwaltung sowie Musik und Kultur untersucht das Projekt KISS („Künstliche Intelligenz Service und Systeme“) als Kooperation zwischen der Hochschule Furtwangen und der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Beide Hochschulen haben dazu ein KI-Kompetenzzentrum eingerichtet, das die KI-Lehre strukturiert, didaktisch aufbereitet und Basismodule zur Verfügung stellt. In Vertiefungsmodulen können Studierende die anwendungsorientierte Nutzung von KI-Technologien erproben, wie beispielweise kognitive Robotik, autonome Systeme und intelligente Gesundheitstechnologien.

In der Projektträgerschaft „Digitale Hochschulbildung“ betreut die VDI/VDE-IT seit sieben Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mehr als 300 Projekte, die sich unterschiedlichen Themen- und Anwendungsfeldern im Bereich der Digitalisierung von Lehre und Lernen widmen. Der Fokus liegt darauf, praktisches Handlungswissen zu generieren, gute Rahmenbedingungen zu erschließen sowie anwendungsorientiert Studiengänge und Werkzeuge zur Unterstützung von Lehre und Verwaltung zu entwickeln. Insbesondere mit der Bund-Länder-Vereinbarung „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“ sollen Hochschulen befähigt werden, KI in der Lehre noch umfassender einzusetzen.

In einem kurzen Video erklären die beiden Projektleitungen von MoVeKI2EAH (Modularer Lehrbaukasten zur Vermittlung von KI-Kompetenzen für angewandte Wissenschaften an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena), was sich hinter dem Projekt verbirgt und im Detail geplant ist.
Video: Ernst-Abbe-Hochschule Jena

Welchen Einfluss KI-Technologien auf Musik und Kultur haben und was das KI-Kompetenzzentrum im Detail macht, wird in diesem kurzen Video vom Projekt KISS gezeigt.
Video: Hochschule Furtwangen

Dr. Arno Wilhelm-Weidner

Dr. Arno Wilhelm-Weidner | Projektleiter Projektträgerschaft Digitale Hochschulbildung

Künstliche Intelligenz ist überall auf dem Vormarsch. Neben neuen Möglichkeiten für Lehre und Lernen geht damit auch eine Veränderung der Bedürfnisse Studierender und Lehrender einher. Auch die Anforderungen der Arbeitswelt ändern sich stark. Wir wollen als Projektträger dabei unterstützen, die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Hochschulbildung zu stellen.

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